Diese Zeit hat es nie gegeben
Macher*in: Ev. Jugend Altenkirchen und Templin-Gransee, Ilse Sonnentag, Altenkirchen
Alter: 8-25 Jahre
Kategorie: „Generationenübergreifend“
Länge: 90:00 Minuten, DVD
Genre: Porträt / Biografie
Im Wettbewerb 2007:
Preis für die beste Gruppenleistung: Adobe Video Collection
Inhalt:
Eine Zeitzeugenbefragung. Erika Pelke aus Pößneck/Thüringen (*1922), begeisterte „Bund deutscher Mädchen“-Führerin im Nationalsozialismus, wurde nach dem Krieg unter Werwolf-Verdacht im Gefängnis Saalfeld inhaftiert, gefoltert und anschließend ins sowjetische „Speziallager Nr. 2“ nach Buchenwald gebracht. Dort wartete sie zweieinhalb Jahre auf die Rechtsprechung. Endlich entlassen und zunächst ein normales Leben führend, zeigten sich Spätfolgen der Haft. Sie litt unter schwersten Phobien, die sie, aufgrund des Umgangs des SED-Regimes mit den so genannten Schweigelagern, in die Isolierung führten. Erst nach der Wende gelang durch die Mitarbeit bei der Entwicklung der Dokumentation „Speziallager Nr. 2“ in der Gedenkstätte Buchenwald eine Annäherung an die traumatischen Erfahrungen und eröffnete eine Reflexion, die in der Bereitschaft mündete, sich öffentlich zu äußern.
Jurybegründung:
Ein Zeitzeugenprojekt über einen Zeitraum von zweieinhalb Jahren durchzuführen, ist allein schon bemerkenswert. Das Ergebnis ist ein herausragender Film mit Jugendlichen vor und hinter der Kamera, der Zeitgeschichte über ein Einzelschicksal vermittelt. Trotz der Länge von 84 Minuten wirkt er an keiner Stelle langweilig, sondern fesselt den Betrachter. Die Erlebnisse der Zeitzeugin und die Lebenswelt der heutigen Jugendlichen werden gekonnt miteinander montiert. Der komplexe Entstehungsprozess spiegelt sich auch in der Dramaturgie des Films wider: Dokumentation und Nach-Inszenierungen, Interviews und Moderationen transportieren das Thema auf interessante Art und Weise und regen zur Auseinandersetzung an. Mit der Zeitzeugin Erika Pelke, die ihre Lebensgeschichte anschaulich und berührend erzählt und über ihre Situation als Täterin und Opfer reflektiert, hat das Filmteam eine charismatische Protagonistin gefunden.
„Diese Zeit hat es nie gegeben“ wagt die Auseinandersetzung mit jüngster deutscher Geschichte und ist ein besonders gelungenes Beispiel für ein thematisch anspruchsvolles Medienprojekt.