Interview

 

 

Jan Schmolling

Portrait Jan Schmolling
Foto: Uwe Schinkel / KJF

Jan Schmolling studierte Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation an der Hochschule der Künste Berlin. Nach Tätigkeiten für die Berliner Festspiele und das wannseeFORUM Berlin ist er seit 1991 wissenschaftlich-pädagogischer Mitarbeiter beim Deutschen Kinder- und Jugendfilmzentrum, zuständig für die Bereiche Medienwettbewerbe, Jugendkultur und Generationendialog. 1998 initiierte er den Bundeswettbewerb "Deutscher Generationenfilmpreis" - damals noch als "Video der Generationen".

 

"Mit der Leidenschaft für's Filmemachen die Menschen zusammenbringen"

Der Deutsche Generationenfilmpreis [ehem.: Video der Generationen] ist 2015 volljährig geworden. Wie kam es zu der Initiierung eines generationen-übergreifenden Wettbewerbs vor 18 Jahren?

Das hatte mehrere Gründe: Von der Soziologie wurde eine, sagen wir mal „Kommunikationslücke“ zwischen der Jugendgeneration und der Seniorengeneration konstatiert – oder zumindest befürchtet. Es war sogar die Rede von einem „Krieg der Generationen“. Das Deutsche Kinder- und Jugendfilmzentrum (KJF) beschloss, dieser Tendenz entgegenzuwirken und junge und alte Menschen zusammenzubringen. Und zwar durch eine Ausdrucksform, die beide Generationen begeistert – das Filmemachen, und den Austausch darüber. Bei einem Hobby oder der Leidenschaft für eine künstlerische Betätigung kann der Altersaspekt zweitrangig werden. Das ist eine gute Voraussetzung, um unterschiedliche Sichtweisen und auch Konflikte, die es natürlich gibt, zu thematisieren. Ein anderer Grund war der Technologiewandel, der es allen, aber eben auch älteren Menschen wesentlich erleichtert hat, sich auf eine sehr persönliche Weise filmisch auszudrücken. Und dafür gab es, trotz der zahlreichen Amateurwettbewerbe, bis dahin kein echtes Forum.

 

Wie hat sich der Wettbewerb seitdem entwickelt?

Nach einer 3-jährigen Pilotphase wurde der Deutsche Generationenfilmpreis in die Dauerförderung des Bundesfamilienministeriums aufgenommen. Diese Pilotphase war überraschend erfolgreich verlaufen – in der Praxis hätte sich das auch anders ergeben können. Denn wir hatten das große und in der Szene angesagte Festival des Deutschen Jugendfilmpreises [ehem. Deutscher Jugendvideopreis] um eine ganz neue „Altersgruppe“ erweitert, und das erschien uns damals durchaus riskant. Anderen vielleicht auch, aber wir haben es probiert und es hat funktioniert. Seither hat sich vieles verändert, die Beteiligung am Deutschen Generationenfilmpreis hat stark zugenommen, die Qualität der Beiträge ebenfalls. Und es gibt immer mehr Filme, in denen junge Leute die Lebenswelten der Großeltern-Generation thematisieren.

 

Was gefällt Ihnen an Ihrem Beruf am meisten?

Ich finde es großartig, mit Menschen zusammen zu arbeiten, die mit Freude und Energie etwas machen, das nützlich ist und Spaß bringt. Die Sinnvolles voranbringen, aber auch mal die Unvernunft lustvoll genießen können. Und - ganz unter uns - für’s produktive Querdenken bezahlt zu werden, ist schon klasse!

 

Erzählen Sie uns von einem Moment aus der Geschichte des Wettbewerbs, den Sie niemals vergessen werden.

Es gab natürlich ganz viele solcher Momente ... Aber ein Moment, der mir spontan immer wieder einfällt, ist ein Bühnengespräch auf unserem Bundes.Festival.Film. [ehem. Bundesfestival Video], wo die Filme des Deutschen Jugendfilmpreises und des Deutschen Generationenfilmpreises präsentiert werden. Die Moderatoren sprechen mit Myrite Herden alias Wilda Wahnwitz über ihren ziemlich verrückten neuen Film. Dann soll sich das Publikum äußern. Und von ganz hinten im Kinosaal ruft eine junge Filmemacherin, ohne auf das Mikro zu warten, ganz laut: „Ich will so werden wie du!“ Das war ein echt unvergesslicher Moment, und diese Reaktion fand nicht nur ich stark.

 

Wie wird sich der Deutsche Generationenfilmpreis zukünftig weiterentwickeln?

Manche sagen, man soll eine Party verlassen, wenn sie auf dem Höhepunkt ist ... Fest steht: Der Wettbewerb ist etabliert, für viele ältere Filmemacher ist er das einzige Forum, in dem ihre persönlichen, unkonventionellen Ideen und Ansichten gefragt sind – und nicht irgendwelche technischen Finessen. Der Deutsche Generationenfilmpreis ist in Deutschland ein einzigartiges Angebot. Bewährtes werden wir daher fortsetzen. Aber sich auf Etabliertem auszuruhen, das geht natürlich gar nicht. Das KJF-Team hat Ideen, die den Wettbewerb neu erfinden könnten: Die Party kann also weitergehen...

 

Weitere Infos

Hier geht's zu weiteren Informationen zum Wettbewerb. Thematisches zum Deutschen Generationenfilmpreis findet sich außerdem in zahlreichen Publikationen und Artikeln von Jan Schmolling und weiteren Autorinnen und Autoren.

 

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