Vogel ohne Flügel

Macher*in: Martina Plura, Hamburg
Alter: 6 - 87 Jahre
Kategorie: „Generationenübergreifend“
Länge: 6:20 Minuten, DVD
Genre: Dokumentarfilm

Im Wettbewerb 2008:
Sachpreis gestiftet von Adobe Systems (Adobe Premiere)

Inhalt:
„Das kannst du nicht mehr“ und „Davon verstehst du sowieso nichts“ sind Sprüche, die Senioren fast täglich zu hören bekommen, egal was der Mensch in seinem Leben geleistet hat. War er früher noch sein eigener Herr, so ist er jetzt Knecht seines Alters: unselbstständig und auf die Hilfe Anderer angewiesen. Dieser auf realen Erlebnissen beruhende Film zeigt diese Problematik aus der Sicht einer 86-jährigen Frau. Der Film ist in einer sehr emotionalen Phase meines Lebens entstanden, und den Ausgangspunkt bildet meine jetzt 87-jährige Oma und ihre Lebensgeschichte. Fangen wir ganz vorne an, letztes Jahr im Sommer war ich bei Freunden in Hamburg, als ich plötzlich einen Anruf meiner Eltern bekam, die mir erzählten, dass meine Großmutter, sie wohnt alleine im Erdgeschoss unseres Hauses, in der Nacht 7 Mal aufgestanden und mehrfach umgefallen ist. Zwar haben meine Eltern sie immer wieder ins Bett gebracht, aber sie ist andauernd wieder aufgestanden. Sie konnte nicht schlafen und trank zuerst Sekt und vor dem letzten Umfallen noch zwei Gläser Klosterfrau Melissengeist. Anschließend war ihr Körper übersäht mit blauen Flecken und Blutergüssen. Als ich eine Woche später nach Hause kam, konnte ich den Anblick meiner Oma gar nicht fassen. Sie sah so furchtbar aus. Ich wollte irgendwas unternehmen, hatte Angst, dass sowas nochmal passiert, und aus diesen Gedanken heraus ist der Film "Vogel ohne Flügel" entstanden. Es war nicht einfach, den Film zu drehen, zumal meine Oma die Hauptrolle spielt. Ich dachte, nur so kann ich ihr und anderen helfen. Es hat mich zwar große Überredungskünste gekostet, aber es hat sich gelohnt. Die Nebenrollen haben meine beste Freundin, der Neffe einer Freundin sowie meine Eltern gespielt. Ich hoffe so sehr, dass mein Film jemanden erreicht und etwas bewirken kann.

Jurybegründung:
In einer dramatisch zugespitzten Spielhandlung, in deren Verlauf sich die Großmutter der jungen Filmemacherin appellativ an die Zuschauer wendet, schildert der persönlich gehaltene Film glaubwürdig typische Probleme des Alters. Themen wie Abhängigkeit, Entmündigung, Verlust der Freiheit sowie Alkoholismus als Trostpflaster für verlorenes Glück werden im Film behandelt, verstören und regen zum Nachdenken und zur Auseinandersetzung an. Ein mutiger Dialog zwischen den Generationen, nicht frei von Brüchen und Irritationen, der aber viele Türen aufmacht und um Verständnis und Verständigung wirbt.

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